Auf den täglichen Wegen per Fahrrad durch Leipzig ist – gerade jetzt im Frühjahr – der Richard-Wagner-Hain ein Lieblingsort für einen kurzen Stopp zum Innehalten im Alltag. Mitten in der Stadt und doch im Grünen, abseits des Straßenlärms, aber mit dem Rauschen des Palmengartenwehrs im Hintergrund. Mit Blick aufs Wasser und die darauf gleitenden Schwäne, über einem die kreischenden Möwen und die Sonne im Gesicht – die sich hier auch im Frühling und Herbst noch am späten Nachmittag einfangen lässt, während in den Straßenzügen kein Sonnenstrahl mehr ankommt. Auf einer der Trockenmauern am östlichen Ufer des Elsterflutbeckens sitzend, im Rücken die Anlagen der sportwissenschaftlichen Fakultät der Uni, gegenüber der westliche Teil des Richard-Wagner-Hains und der Palmengarten lässt man die Gedanken schweifen (kulinarisch versorgt mit einer Limo, einem Chai Latte oder einem leckeren Lavendelcookie des dort von April bis Oktober platzierten Sommercafés „ZierlichManierlich“ in der Hand…).
Wie es hier wohl vor dem Bau des Elsterbeckens aussah? – Als Viehweide und Überflutungsgebiete dienten die sogenannten „Frankfurter Wiesen“. Nach dem Bau des Elsterflutbeckens wurde im Elsterbecken gerudert und gebadet – am „Leipziger Lido“. Bestrebungen in den 1920ern, die Ufer stärker zu bebauen, wurden glücklicherweise verhindert und stattdessen die Parkanlagen zu Ehren von Richard Wagner geplant und (in Teilen) gebaut. Das in Auftrag gegebene monumentale Denkmal wurde jedoch nie aufgestellt, da es die Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg aufgrund des nationalsozialistischen Ballasts in Einzelteilen verkaufte.
Der Richard-Wagner-Hain ist Teil des Landschafts- und Vogelschutzgebietes der Leipziger Aue, die sich wie ein – hier einmal dünneres, dann wieder dickeres – grünes Band durch Leipzig zieht. Welch ein Schatz, über den die Stadt mit ihrer Auenlandschaft verfügt!
Wie wichtig es ist, den Bürger*innen deren Bedeutung für die Stadt und ihre Bewohner*innen vor Augen zu führen – insbesondere auch vor dem Hintergrund des Klimawandels – und damit zum Erhalt dieses wichtigen Natur- und Lebensraums beizutragen, zeigt uns unsere Arbeit für das Amt für Stadtgrün und Gewässer zur Entwicklung eines Auenkommunikationskonzepts. Eine der zahlreichen Herausforderungen, denen man sich dabei stellen muss, ist es, Freizeitnutzung und Naturschutz miteinander in Einklang zu bringen.
Weiter über das Wasser blickend, träumt man davon, wie es hier in Zukunft aussehen könnte.
Vielleicht wird man hier irgendwann nicht mehr auf der Trockenmauer des Richard-Wagner-Hains sitzen und auf ein eingefasstes Flussbett schauen. Vielleicht kann man dann an einem Kies- oder Sandstrand verweilen, mit Blick auf eine kleine, mit Wasservögeln besiedelte Insel im geschwungenen Wasserlauf, auf gemächlich vorbeiziehende Paddler und im flachen Wasser spielende Kinder? – Schön wäre es!