Zur Person
Name: Harzer, Uwe
Alter: 50
Wohnort: Leipzig
Beruf: Geschäftsführer omniphon GmbH und langjähriger Netzwerkpartner des Büros Hitschfeld für strategische Beratung
Tätigkeit: Leiter Marketing
Hobbys: Rollski, Fußball, Klettern, Motorrad
Jetzt mal ehrlich, diese Diskussion um Bürgerbeteiligung und Akzeptanz – ist das nicht eine dieser Moden, die bald wieder von der nächsten Sau abgelöst wird, die durch unser virtuelles Dorf getrieben wird?
Zumindest besteht die Gefahr, dass es als Modeerscheinung angesehen wird. Wenn man Bürgerbeteiligung schlecht organisiert, dann wird diese nicht zur Akzeptanz führen. Deshalb gilt es, dieses Risiko zu minimieren, indem man sich für erfahrene Akteure zur Durchführung des Beteiligungs- und Akzeptanzprozesses entscheidet.
Allzu viel ist ungesund! Überfordern wir die Bevölkerung nicht mit immer mehr und immer neuen Angeboten von Partizipation und Aufrufen zu bürgerschaftlichem Engagement?
Dies ist meines Erachtens alles eine Frage der Vorbereitung und exakten Analyse. Grundsätzlich ist das bürgerliche Engagement nach wie vor vorhanden und kann gezielt genutzt werden. Eine fundierte Informationsbereitstellung sehe ich dabei als zwingend notwendig an. Dabei sollten auch Regeln, Gesetze, Grenzen des Prozesses von Anfang an proaktiv kommuniziert und nicht erst durch die Hintertür bekannt werden. Überfordert werden die Bürger nur dann, wenn der Prozess diese Punkte ignoriert oder ihnen zu wenig Bedeutung beimisst. Dies führt zwangsläufig zum Dissens.
Wo ist das Problem? Warum ist es eigentlich so schwierig, mit Bürgerinnen und Bürgern sachlich und konstruktiv in einen Dialog zu kommen?
Aus eigenem Erleben (Bürgerbeteiligungsprozess auf Bürgerseite) weiß ich, wie man es nicht machen soll. Einige Punkte stehen schon in der Antwort obendrüber. Ein Kardinalfehler ist es aber, wenn mit dem Beteiligungsprozess Akteure beauftragt werden, die Eigen- und oder Lobbyinteressen vertreten, wenn auch versteckt. Hier bedarf es einer absolut neutralen Instanz, ansonsten gleitet die Bürgerbeteiligung ab und ist weder sachlich noch konstruktiv.
Was das kostet! Können wir uns den ganzen Aufwand überhaupt leisten, den wir mit Information, Bürgerbeteiligung und Akzeptanzmanagement heute treiben?
Das ist für mich kein Argument. Wenn ich Bürgerbeteiligung und Akzeptanzmanagement mal als „weiche Maßnahmen“ definiere, wo stehen die da im Vergleich zu den Kosten für die „harte Maßnahmen“, also den Bau einer Straße, einer neuen U-Bahnstrecke etc. Sie kosten nur einen Bruchteil davon und deshalb erübrigt sich die Diskussion, ob man sich diese leisten sollte.
Und wann ist man erfolgreich? Wann ist – aus Ihrer Sicht – Bürgerbeteiligung tatsächlich gelungen?
Wenn die Bürgerbeteiligung für einen Großteil der Betroffenen zur Akzeptanz führt.
Und dann hätten wir noch ein paar persönliche Fragen:
Unterscheiden Sie zwischen Erfolg und Zufriedenheit?
Darüber habe ich noch nie nachgedacht, vermutlich weil ich bislang beides hatte. Vermutlich stehen Erfolg und Zufriedenheit aber schon ein einem Verhältnis, wobei es nicht immer eine absolute Abhängigkeit sein muss.
Was wären Sie gern (beruflich), wenn Sie nicht das wären, was Sie heute sind?
Trainer einer Fußballmannschaft eines tatsächlichen Fußballvereins.
Welches Hobby hätten sie gern (das Sie heute nicht ausüben)?
Fliegen, am liebsten mit einem Drachenflieger/Hängegleiter.