Name: Christian Buser
Alter: 42
Wohnort: Nussbaumen, Schweiz
Beruf: dipl. Geograph, Dr. sc. ETHZ
Tätigkeit: Leiter Asset Development, Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ)
Hobbys: Skitouren, Klettern, Outdoor, Lesen
…Jetzt mal ehrlich, diese Diskussion um Bürgerbeteiligung und Akzeptanz – ist das nicht eine dieser Moden, die bald wieder von der nächsten Sau abgelöst wird, die durch unser virtuelles Dorf getrieben wird?
Ich glaube kaum. Als Projektentwickler müssen wir akzeptieren, dass die Bürgerbeteiligung in der heutigen Gesellschaft ein fixer Bestandteil eines Infrastrukturprojektes ist. Insbesondere in der kleinräumigen Schweiz gibt es wohl immer eine Gruppe bzw. ein spezieller Lebensraum der direkt betroffen ist und adäquat berücksichtigt werden muss. Das NIMBY-Phänomen scheint hier ganz ausgeprägt zu sein.
… Allzu viel ist ungesund! Überfordern wir die Bevölkerung nicht mit immer mehr und immer neuen Angeboten von Partizipation und Aufrufen zu bürgerschaftlichem Engagement?
Da ist sicherlich etwas dran. Eine sehr einfache gehaltene Partizipation ist wohl zu fadenscheinig und lässt stark auf eine nicht ernstgemeinte Pflichtübung schließen. Dennoch habe ich den Eindruck, dass die Partizipationsmodelle oftmals zu umfangreich und zu komplex sind und der Kern der Sache – eine für alle tragbare Lösung – aus dem eigentlichen Blickfeld gerät.
… Wo ist das Problem? Warum ist es eigentlich so schwierig, mit Bürgerinnen und Bürgern sachlich und konstruktiv in einen Dialog zu kommen?
Ich denke es liegt an der heutigen Gesellschaft, bei welcher die individuellen Freiheiten einen sehr hohen Schwellenwert haben. Infrastrukturprojekte hingegen stehen oftmals für eine gewisse Einschränkung des Spielraums jeden einzelnes und für ein Miteinander zur Optimierung des Nutzens aller und nicht Maximierung des Nutzens eines einzelnen. Dies scheint schmerzhaft zu sein und löst Abwehrreflexe aus.
… Was das kostet! Können wir uns den ganzen Aufwand überhaupt leisten, den wir mit Information, Bürgerbeteiligung und Akzeptanzmanagement heute treiben?
Die Kosten sind die eine Seite, die zwar schmerzhaft aber verkraftbar ist. Problematischer hingegen sind der Zeitverlust und die Blockade, teils über Jahre hinweg. rwz plant nun schon seit fast 10 Jahren (!) einen 30 MW-Windpark in der Westschweiz. Um die Ziele Windenergie der Schweizer Energiestrategie 2050 zu erreichen, müssten jedoch 60 vergleichbare Parks realisiert werden. Eine Zielerreichung innerhalb des angestrebten Zeitraums scheint somit als unrealistisch.
… Und wann ist man erfolgreich? Wann ist – aus Ihrer Sicht – Bürgerbeteiligung tatsächlich gelungen?
Wenn sich ein Projekt so realisieren lässt, dass Projektant und Betroffene auch in Zukunft fair und korrekt miteinander umgehen können und es zu keiner Spaltung im Kreise der Betroffenen kommt.
Und dann hätten wir noch ein paar persönliche Fragen:
Unterscheiden Sie zwischen Erfolg und Zufriedenheit?
Durchaus. Eine generelle Zufriedenheit im beruflichen und persönlichen Umfeld gibt einem wesentlich mehr Energie, als die kurzen, intensiven Erfolgserlebnisse. Ein schönes Beispiel hierzu sind Skitouren. Es ist toll, im tiefsten Winter auf einem Verschneiten Gipfel zu stehen und ein herrliches Panorama zu bewundern. Ebenso so viel Energie gibt einem aber auch der Aufstieg in einem gleichmäßigen Rhythmus, während man ganz nahe an der Natur ist und seinen Gedanken und Ideen nachhängen kann.
Was wären Sie gern (beruflich), wenn Sie nicht das wären, was Sie heute sind?
Experte im Bereich der Trinkwasserversorgung und -logistik im Einsatz für eine internationale Organisation wie etwa dem IKRK.
Welches Hobby hätten sie gern (das Sie heute nicht ausüben)?
Segeln, wobei die Schweiz ja nicht wirklich eine ausgeprägte Segelnation ist.