Die Bereitschaft der Deutschen, sich im Zuge eines Projektes zu engagieren, ist ungebrochen hoch. Das geht aus unserer Mai-Umfrage hervor. Demnach wären sechs von zehn hier lebenden Menschen (59 Prozent) bereit, sich für oder gegen privatwirtschaftliche oder öffentliche Vorhaben, wie den Bau von Windparks, Straßen oder Stromleitungen, zu engagieren. Die Befragung ist Teil der repräsentativen Längsschnittstudie „Akzeptanz von Projekten in Wirtschaft und Gesellschaft“. Die Erhebungen mit drei Kernfragen finden im Monatsrhythmus statt. Fester Bestandteil dabei ist die Frage nach der Bereitschaft für persönliches Engagement. Die zwei weiteren Fragen variieren inhaltlich. Die Pilotstudie wurde vor einem Jahr, im Mai 2012, veröffentlicht.
Dem hohen Bereitschaftsgrad für bürgerschaftliches Engagement auf der einen Seite steht ein massives Misstrauen der Befragten bezüglich der Akteure aus Politik, Verwaltung und Unternehmen und deren veröffentlichten Projektdaten und -prognosen gegenüber. 77 Prozent der Befragten misstrauen den vorgelegten Daten. Erschwerend hinzu kommt, dass mehr als 86 Prozent der Befragten der Frage zustimmen, Unternehmen, Politik und Verwaltung würden nur so viel Informationen zu Projekten herausgeben, wie unbedingt nötig sei. Die aktuellen Ergebnisse machen deutlich, dass die Resultate der vorangegangenen Studien keine singulären Effekte abgebildet haben. Vielmehr stützen sie unsere These der Partizipationskluft.
Diese in der Studie nachgewiesene, fundamentale Skepsis stellt eine hohe Aktionsbarriere für diejenigen dar, die grundsätzlich bereit sind, sich zu engagieren.
Die spannende Frage in diesem Zusammenhang ist, welchen Effekt die Partizipationskluft hat. Denkbar sind zwei Szenarien: Entweder verstärkt das große Misstrauen die Aktionsbereitschaft oder es führt zu mehr Resignation und damit mittelfristig zur Abnahme der Bereitschaft sich zu engagieren. Im Hinblick auf die Wahltermine in diesem Jahr, die weitere Umsetzung der Energiewende und die mediale Aufbereitung des Themas Akzeptanz wird es interessant sein zu beobachten, wie sich die Einstellung der Menschen hierzulande in den kommenden Monaten entwickelt.