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#Bielefeldmillion: Ein Kommentar

#Bielefeldmillion: Ein Kommentar

Die Bundes-SPD nähert sich dem einstelligen Bereich, das Vereinigte Königreich zerlegt sich konsequent selbst und der amerikanische Präsident kündigt transatlantische Freundschaften, weil man ihm eine Eis-Insel nicht verkaufen möchte. Dieser Tage kann man den Eindruck gewinnen, dass nichts mehr von Dauer ist, jedes noch so stabile System ins Wanken geraten kann, kein vermeintlicher Fakt vor dem Umsturz sicher ist.

Nun wird die nächste, bisher als unumstößlich geltende Wahrheit angefochten: Die Tatsache, dass Bielefeld nicht existiert. Mindestens seit 25 Jahren weiß man, dass diese Stadt nichts als ein Phantasiegespinnst ist. Doch die Verschwörungstheoretiker haben im Verborgenen ihre Kräfte gesammelt und sind heute selbstbewusster denn je: Die sog. „Stadt Bielefeld“ bietet nun eine Million Euro für einen Beweis, dass es Bielefeld nicht gibt. Schnelles Geld – oder wo ist da der Haken?

Denn dieser Beweis ist doch schnell gefunden: in der Philosophie. Schon René Descartes wusste: Cogito ergo sum, alles andere könnte ein bloßer Traum sein. Die erkenntnistheoretische Lehre des Solipsismus erkennt alle Gegenstände der Außenwelt als bloße Bewusstseinsinhalte des allein existenten eigenen Ichs. Bielefeld kann also gar nicht existieren, da außer dem eigenen Ich nichts existiert.

Wen diese stichfeste Argumentationskette noch nicht überzeugt, dem sei die Simulationshypothese des Philosophen Nick Bostrom nahegelegt. Dieser mutmaßt, dass unsere Realität nichts weiter ist, als eine Simulation im Computer einer vorangegangenen, fortschrittlichen Zivilisation. Am wissenschaftlichen Beweis seiner Hypothese wird gearbeitet. Die Bank of America sieht die Wahrscheinlichkeit, dass wir in einer Simulation leben bei 20–50%. Der CEO von Tesla und SpaceX, Elon Musk, ist sich noch sicherer: Er glaubt die Chance, dass wir nicht in einer Simulation leben, liegt bei 1 zu mehreren Milliarden. Alles spricht also dafür, dass unsere Welt – inklusive Bielefelds – nur im Computer existiert.

Die Frage bleibt also: Wo ist der Haken beim millionenschweren Angebot der „Stadt Bielefeld“? Ein Blick in die Teilnahmebedingungen des Wettbewerbs offenbart, dass über die Gültigkeit der eingereichten Beweise ein Gremium der Bielefeld Marketing GmbH entscheidet, einer Tochter der Stadt Bielefeld. Hierin präsentiert sich einem dann auch das Paradox. Wie kann eine nicht-existente Stadt eine Gewinnerin küren, und noch viel wichtiger: von wem erhält diese anschließend ihre Million?

Es wird wohl also doch nichts mit dem schnellen Geld. Ist aber auch nicht schlimm, denn ebenso wenig wie Bielefeld existieren schließlich Geld und Dinge, für die man es ausgeben könnte.

Ganz real: Wir gratulieren der Stadt Bielefeld und den Köpfen hinter der #Bielefeldmillion zu dieser großartigen Idee und ihrer Umsetzung.

 

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