Aus der Projektpraxis: Meinungsforschung als Mittel, die Situation einzuschätzen
Historisch ist unser System, Bürgerinnen und Bürger in die Meinungsbildung und Entscheidungsfindung einzubeziehen, darauf ausgerichtet, insbesondere den Projektgegnern die Möglichkeit zu geben, Einfluss auf ein Vorhaben auszuüben. Zustimmung oder neutrale Duldung müssen nicht artikuliert werden.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich organisiertes bürgerschaftliches Engagement oft gegen Projekte und Vorhaben richtet. Für Projektträger, Politik, Verwaltung und Medien ist es nicht leicht, die sich artikulierende Gegnerschaft einzuschätzen: spricht hier eine Minderheit für die Mehrheit der Bevölkerung? Oder spricht eine Minderheit (nur) für sich und ihre Partikularinteressen? Und welche Auswirkungen hat dies für die Meinungsbildung – zum Beispiel im Gemeinderat?
Wir empfehlen in solchen Fällen den Einsatz von repräsentativer Meinungsforschung.
Mit wenigen Fragen lassen sich belastbare Informationen über den Kenntnisstand der Bevölkerung im Projektgebiet, ihre grundsätzliche Haltung zum Vorhaben, ihre Wünsche und Erwartungen (z. B. im Hinblick auf die Informations- und Partizipationspolitik) gewinnen. Diese Informationen dienen als Orientierung, in welchem Meinungsumfeld das Projekt realisiert werden soll. Insbesondere lässt sich so herausfinden, ob die Projektgegner, Bürgerinitiativen oder Aktionsbündnisse tatsächlich – wie oft behauptet – für eine Mehrheit der Bevölkerung sprechen. Nicht nur für den Projektträger, sondern gerade auch für Lokalpolitiker ist dies eine wichtige Information zur Einschätzung der politischen „Großwetterlage“, in der sie sich mit ihrer Haltung zum Projekt bewegen.
Als Grundlage für den Aufbau einer strategischen Akzeptanzkommunikation für die Erweiterung der Papierfabrik der Julius Schulte GmbH & Co. KG in Trebsen/Mulde haben wir in den letzten Wochen ein solches Meinungsforschungsprojekt durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen eine große Bekanntheit des Projektträgers, eine überragende Bedeutung der Industrie – auch in der Projektregion – und eine große Zustimmung zu den Erweiterungsplänen der Fabrik. All dies wird verknüpft mit den Wünschen der Bevölkerung in Bezug auf Information und Beteiligung, die Erwartungshaltungen und artikulierten Vorbehalte und bildet eine stabile Grundlage für eine Akzeptanzkommunikation.