Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist, wie auch der Netzausbau, ein Paradebeispiel für die Bedeutung gesellschaftlicher Akzeptanz bei der Planung und Umsetzung von Infrastrukturprojekten. Gelingt es nicht, in der Gesellschaft Akzeptanz für diese enormen Ausbauvorhaben zu finden, wird die Energiewende als Ganzes nicht gelingen. Doch werden die Akteure im Energiebereich diesen Anforderungen gerecht?
Welche Instrumente werden derzeit für die Akzeptanzkommunikation beim Ausbau der erneuerbaren Energien eingesetzt? Wie wirken sie? Welche Zielgruppen werden mit diesen Maßnahmen erreicht?
Diese Fragen haben wir jüngst im Auftrag der Sächsischen Energieagentur SAENA untersucht, beantwortet und der Entwicklung von Empfehlungen zu Grunde gelegt – Empfehlungen, nach denen die Arbeit der SAENA und ihrer neuen „Dialog- und Servicestelle Erneuerbare Energien“ ausgerichtet werden soll.
Ein zentraler Befund unserer Untersuchung ist: Die Energieagenturen der Länder definieren „Akzeptanzsteigerung“ nur in wenigen Fällen als ein eigenständiges Unternehmensziel. Das führt dazu, dass die zahlreichen Informations- und Dialogangebote nicht optimal auf die wichtigsten Akzeptanzfaktoren wirken, die das Bundesamt für Naturschutz in einer Studie von 2020 (Hübner, G., Pohl, J., Warode, J., Gotchev, B., Ohlhorst, D., Kurg, M., Salecki, S. & Peters, W. (2020). Akzeptanzfördernde Faktoren erneuerbarer Energien. Bonn: Bundesamt für Naturschutz) so identifiziert hat: die „Einstellung zur Energiewende“, „gegenseitiges Vertrauen der Akteure“, „Belastung von Mensch und Natur“, „soziale Norm“ und die „wirtschaftlichen Effekte“ des Projekts.
Durch unsere Analyse wurde deutlich, dass die Positionierung und Zielgruppendefinition teilweise unklar ist, Kommunikation überwiegend, auch den Planungsprozessen geschuldet, spät und deshalb nur reaktiv geschieht und die eingesetzten Instrumente gar nicht, oder nur unzureichend evaluiert werden.
Daraus lassen sich konkrete Verbesserungsvorschläge ableiten, zum Beispiel:
Grundsätzlich sollte frühzeitig ein Sockel von Grundlageninformationen zum Ausbau von erneuerbaren Energien und zur Energiewende aufgebaut und dabei ein gesellschaftlicher Kontext hergestellt werden. Dies sollte insbesondere in der Fläche, kontinuierlich und möglichst unabhängig von konkreten Projekten geschehen.
Alle Kommunikationsmaßnahmen sollten konsequent an einem Akzeptanzmodell und den spezifischen, zu definierenden Zielgruppen ausgerichtet werden. Nicht zuletzt bedarf es der kontinuierlichen Evaluierung der umgesetzten Maßnahmen. Klar ist, dass die Energieagenturen einen wesentlichen Beitrag zur Erhöhung der Akzeptanz für den Ausbau der erneuerbaren Energien leisten können, aber nur ein Akteur unter vielen sind. Eine bessere Koordinierung der verschiedenen (kommunikativen) Maßnahmen auf Landes- und Bundesebene wäre deshalb sinnvoll und wünschenswert.
Die politische Schwerpunktsetzung der neuen Bundesregierung wird zu erheblichen Kraftanstrengungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien führen.
Eine strategisch ausgerichtete Akzeptanzkommunikation, die mehr ist, als ein „Maßnahmenbündel“ für Information und Dialog, wird einen erheblichen Einfluss darauf haben, ob diese Ziele erreicht werden können.