Ein Beitrag von Katharina Hitschfeld
In der vergangenen Woche fand im sächsischen Pödelwitz ein mehrtägiges Klimacamp statt, in dem junge Leute auf die Folgen des Braunkohleabbaus, der Braunkohleverstromung und die Bedeutung des Klimaschutzes hinwiesen. In brütend heißen Tagen bauten sie ihre Zeltstadt in einem Dörfchen auf, das bald nicht mehr existieren, sondern dem Abbau der Braunkohle im mitteldeutschen Revier durch die MIBRAG weichen soll.
Mit friedlichem Protest, Veranstaltungen, Events und unterstützt durch namhafte Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Kirche machten die überwiegend jungen Leute auf ihr Anliegen aufmerksam: mehr Klimaschutz, Ausstieg aus der Kohleverstromung und – damit – Erhalt von Pödelwitz.
Mehrere Dinge fallen auf:
Viele – meist junge – Leute mischen sich konstruktiv und weitgehend friedlich in einen gesellschaftlichen Diskurs ein. Das ist uneingeschränkt zu begrüßen und verdient alle Unterstützung! Fast noch wichtiger ist, dass die Aktion nicht auf eine Gruppe begrenzt war, sondern Unterstützer in anderen Bereichen der Gesellschaft und in anderen Altersgruppen fand.
Überregionale Aufmerksamkeit für Klimacamp
Durch das Klimacamp ist es gelungen, Aufmerksamkeit über den Kreis der Aktivisten hinaus auf das Thema zu lenken. Süddeutsche Zeitung und FAZ berichteten ebenso wie Fernsehen und die Regional- und Onlinemedien. Damit dürfte ein wichtiges Ziel des Klimacamps erreicht sein: Aufmerksamkeit ist in unserer Mediengesellschaft eine harte Währung in der politischen Auseinandersetzung.
Im Vorfeld hatte man den Eindruck, dass von mancher (interessierten?) Seite der Weltuntergang, Mord und Totschlag, mindestens aber der ultimative Ausnahmezustand durch die Veranstaltung herbeifabuliert wurde. Gut, dass die Aktionen weitgehend friedlich blieben. Schade, dass die Chance für Dialog und konstruktive Auseinandersetzung in den Gräben von „DIE“ und „WIR“ zumindest teilweise verschüttet wurde.
Dialog braucht Zeit und Offenheit
Was wir brauchen:
In wenigen Monaten wird – hoffentlich – die Kohlekommission ihre Vorschläge erarbeitet haben. Dass damit der gesellschaftliche Diskurs zu mehr Klimaschutz, dem Ausstieg aus der Kohleverstromung und dem damit einhergehenden Strukturwandel beendet sein wird, glaubt niemand.
Was uns fehlt, ist ein die Regionen aber auch die Generationen befriedender Dialog, ein Mit- und kein Gegeneinander. Das Klimacamp in Pödelwitz hätte alle Chancen geboten, unterschiedliche Interessen mit unterschiedlichen Akteuren offen zu legen, zu diskutieren und nicht in gegnerhaften Szenarien zu verharren. Das Zuhören, das Ausloten von Interessen und Gespräche brauchen Zeit. Sie brauchen Vertreter, die zuhören und begreifen wollen, die nicht jede Position in ein „Richtig“ und ein „Falsch“ einsortieren und bereit sind, Positionen zu hinterfragen und langfristig Inhalte zu entwickeln.
Das gilt für ein kleines Klimacamp ebenso wie für die Kohleregionen, die Länder und die ganze Bundesrepublik.