Die Grenze nach Nordkorea, besser: die „Demilitarisierte Zone“, liegt nicht einmal eine Stunde Busfahrt von Seoul entfernt. Als (Ost-)Deutscher ist es immer etwas speziell, wenn man sich einer „richtigen“ Grenze nähert. Eine Grenze, die anders ist als jene, die der Schengenraumbewohner von heute im Alltag kaum noch wahrnimmt.
Diese Grenze hier ist nun wirklich eine „richtige Grenze“. Nordkorea hat versucht sich unter ihr hindurchzugraben. Man hat bis heute vier (!) große nordkoreanische Tunnelbauwerke gefunden, wohl meist verraten durch nordkoreanische Überläufer. Das sind keine „Kriechtunnel“ oder Stollen, die man aus Museumsbergwerken kennt. Den „Tunnel Nr 3“ kann man besichtigen. Über 70 Meter unter der Erde war er dafür ausgelegt, in kurzer Zeit zehntausende (!) Soldaten in den Süden zu schleusen. Allerdings – wenn diese Anmerkung des erschöpften Tunnelbesuchers hier erlaubt ist – ging es wohl eher um kleinwüchsiges Fußvolk, die „Langen Kerls“ Friedrichs des Großen hätten ihre liebe Mühe gehabt. Was die Sache keineswegs relativieren soll.
Die „Demilitarisierte Zone“ darf nur mit Sondergenehmigung und in organisierten Gruppen besucht werden. Am Straßenrand warnen Schilder vor Landminen. Aus Lautsprechern, die in den Bäumen hängen, ertönt getragen-patriotische Musik. Und Videos, denen man sich als Gruppenreisender nicht entziehen kann, zeigen das Grauen des Koreakrieges und die traurigen Folgen für die Menschen. Man schaut hinüber in den Norden, dort sind (so sagen die Reiseführer) Häuserattrappen, also „potemkinsche Dörfer“ errichtet, die etwas über das Leben in Nordkorea vortäuschen sollen, was ohnehin niemand mehr glaubt.
Die Szenerie mit Kinderkarussells und Playgrounds am Parkplatz passt für den angemessen „angefassten“ Deutschen ebenso wenig zusammen, wie die zahlreichen Souvenirshops und die Familienausflügler, die fröhlich den Ton im Umfeld prägen.
Man steigt nach kurzer Zeit gern wieder in den Bus zurück nach Seoul.